Buntes Spektakel am Herbsthimmel
Die flatternden Flugobjekte sind seit jeher faszinierend und speziell im Herbst bei starkem Wind ein großer Spaß – besonders für Kinder. Feste und Traditionen rund um die Drachen gibt es schon seit langer Zeit auf der ganzen Welt
Wenn der Sommer zu Ende geht und der Wind die Blätter von den Bäumen fegt, dann ist es genau das richtige Wetter, um endlich wieder den Traum vom Fliegen zu verfolgen – beim Drachensteigen. Ob selbstgebastelt oder gekauft, wenn der eigene Drachen am Himmel tanzt, höher und höher steigt, dann ist das für uns am Boden ein ganz besonderes Gefühl. Selbst zu steuern, Loopings zu fliegen, ihn im Sturzflug nach unten schießen zu lassen, im letzten Moment abzufangen – das macht stolz und gibt einem ein Gefühl von Freiheit. Und selbst, wenn es nicht beim ersten Startversuch klappt, sobald der Drachen durch die Lüfte schwebt, sind alle Fehlstarts vergessen. Dieses magische Flugobjekt, das mit seinen bunten Farben den Himmel erhellt, macht den Herbst erst richtig schön.
Beim Drachensteigen ist es vor allem wichtig, auf einer großen freien Fläche zu stehen, wo keine Bäume oder Strommasten in der Nähe sind. Ein Feld, Strand oder ein übersichtlicher Deich sind ideal. Am besten ist immer ein Erwachsener dabei, der kann zur Not auch beim Starten oder Lenken helfen.
Woher kommt der Drachen?
Die ersten Drachen wurden vor ca. 3.000 Jahren in China aus Bambusstangen und Seide gebaut. Da Seide sehr teuer war, konnten sich nicht alle Menschen Drachen leisten. Mit der Erfindung des Papiers (ca. 200 v. Chr.) änderte sich das und die bunten Flieger verbreiteten sich auch in den Nachbarländern von China. Erst lange Zeit später, vor etwa 500 Jahren, kamen die Drachen über den Handel auch nach Europa und wurden hier schnell sehr beliebt, vor allem als Kinderspielzeug. In anderen Ländern Asiens gelten Drachen auch heute noch als Glückssymbol. Viele Menschen lassen sie steigen, um am Himmel böse Geister zu vertreiben.
Welche Drachen gibt es?
Einleiner
Die Ursprungsform des Drachen – meist flach, mit nur einer Leine und daher kaum lenkbar.
Zweileiner
Typische Form ist der Deltadrachen mit je einer Leine am linken und rechten Ende. Mit ihnen kann man Loopings, Drehungen und andere Figuren fliegen.
Mattendrachen
Die stablosen Drachen ähneln einem Gleitschirm und werden vor allem fürs Kitesurfen und das Kitebuggy-Fahren genutzt. Ausgangsmodell ist der lenkbare Zweileiner, Dreileiner haben noch eine Kontrollleine und beim Vierleiner gibt es zwei extra Bremsleinen.
Drachenfeste
Besonders fantasievoll gestylte Modelle, Flugshows, Bastelkurse und jede Menge Spiel und Spaß für Groß und Klein – Drachenfeste gibt’s in ganz Deutschland. Das größte internationale Drachenfest findet jedes Jahr im April im chinesischen Weifang statt.
Drachentraditionen weltweit
Guatemala
Am 1. November, dem Tag der Toten, gibt es einen Umzug mit riesigen bunten Drachen (bis zu 16 Meter hoch), die später steigen gelassen werden. Viele Menschen geben selbstgebastelte Drachen persönliche Botschaften mit auf die Reise, die sie zu den Verstorbenen im Himmel schicken.
Afghanistan
Nachdem das Drachensteigenlassen über 30 Jahre lang verboten war, wird es nun wieder besonders herzhaft gefeiert. Beim traditionellen Neujahrsfest Nauroz im Frühjahr lassen Kinder und Erwachsene ihre Drachen steigen. In Wettkämpfen werden die besten Drachenläufer gekürt.
Bermuda-Inseln
Auf den Inseln in der Karibik werden selbstgebastelte Flieger aus buntem Papier an den Osterfeiertagen vom Strand aus gen Himmel geschickt um an den Aufstieg der Seele zu erinnern.
Bali
Auf der indonesischen Insel gelten Drachen als Verbindung zu den Göttern. Beim jährlichen Fest präsentiert jedes Dorf seinen imposantesten Drachen und schickt ihn, begleitet von traditioneller Musik, in den Himmel – bis zu 450 Meter hoch.